Über den Verein

KULTURKINO KUKI: ein Porträt

Entstehungsgeschichte

1993 schließt das alte Kino in Schlüchtern seine Pforten. Eine Gruppe von Kulturinteressierten aus der Region gründen 1994 den gemeinnützigen Verein „KUKI Schlüchtern e.V“ (KUKI = Kulturkino) und übernehmen spontan und ohne spezifische Kinokenntnisse die Einrichtung und den Betrieb des Saals im oberen Stock des Kulturhauses Synagoge in Schlüchtern. Der Gründung war eine Bürgerbefragung durch die städtische Kulturbeauftragte voraus gegangen: Die Bürger Schlüchterns vermissen ein Kino in Ihrer Stadt.

Der Bürgerverein KUKI Schlüchtern e.V. gründet sich, um die Stadt durch ehrenamtliches Engagement der Mitglieder vor allem von hohen Personalkosten einer kommunalen Kultureinrichtung zu entlasten. Bis zum Jahr 2007 ist die städtische Kulturbeauftrage stellvertretende Vorsitzende des Vereins.

Mithilfe der Überschüsse aus dem Kinobetrieb und durch Spenden engagierter Bürger an den Verein können im Lauf der Jahre zahlreiche Investitionen in das Gebäude und seine Ausstattung vorgenommen werden: Im Jahre 1995 die ersten 35-mm-Kinoprojektoren und eine Tonanlage. 1996 steuert der Verein für Kinosessel mehr als 10.000,- DM bei. Ab dem Jahren 1998-2002 wird eine neue Tonanlage mit Surround-Prozessor durch das KUKI finanziert, im Jahr 2003 werden die alten Projektoren durch einen modernen Kinoprojektor ersetzt, es folgen hohe Investitionen des Vereins in eine verbesserte Schall-Dämmung, Mobiliar, ein elektronisches Ticketsystem und im Jahre 2007 wird schließlich eine digitale Vorführtechnik durch den Verein angeschafft.

Im Jahre 2009 entsteht ein tragfähiges Konzept für die Errichtung einer „Kino-Lounge“ im EG der Synagoge. Die Filmförderanstalt in Berlin (FFA) und die Hessische Filmförderung begrüßen das Konzept ausdrücklich und stellen Zuschüsse in Höhe von 120.000,- Euro bereit.

Die viele Arbeit, der ganze Stress, die wenigen Stunden Schlaf (wenn überhaupt), haben sich gelohnt. Mittlerweile ist das KUKI-KINO ein Kulturbetrieb, der jährlich rund 450 Kino-Veranstaltungen anbietet.

Kino und mehr

Gemäß seiner Satzung leistet das KUKI  aktive Medienbildung in enger Kooperation mit den Schlüchterner Schulen. Zweck des Vereines ist die Förderung der Medienerziehung und Filmarbeit.  Für die aktive Filmarbeit wird eine Stelle im KUKI für das „Freiwillige soziale Jahr KULTUR“ eingerichtet, die in diesem Jahr das zweite Mal besetzt wird. Die „Medienpolitischen Leitsätze des KUKI Schlüchtern e.V.“ sehen vor, Bewusstsein und Kompetenzen für die Kunstform Film zu schaffen. Jährliche Schulkinowochen, Lehrerfortbildungen, Filme in Originalfassungen, Matinees mit Regisseuren und Filmschaffenden sowie eigene Kurzfilmproduktionen gehören zu diesem medienpolitischen Konzept.

In den Sommermonaten ist  „KUKI ON TOUR – FILME AN BESONDEREN ORTEN“ mobil mit einer über 100 qm großen Leinwand in der Region unterwegs. Hier kommt das KUKI zu seinen Besuchern in die Dörfer und Städte im Umland. Die Open-Air-Reihe bietet unterhaltsames und anspruchsvolles Kino an ausgewählten und außerordentlichen Schauplätzen. Das trägt dazu bei, Filme „mit anderen Augen“ zu erleben. So wurde „Der Vorleser“ unter Anwesenheit von Hauptdarsteller David Kross im Park des ehemaligen Landratsamtes gezeigt, einem Ort, von dem aus seinerzeit jüdisches Eigentum enteignet wurde.

Das KUKI-KINO in Schlüchtern leistet als kulturwirtschaftliches Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Regionalentwicklung (kulturelles Milieu als Standortfaktor) und kooperiert eng mit Institutionen und Kulturschaffenden der Region. Die Mitglieder des Vereins gestalten das Programm ehrenamtlich, organisieren die täglichen Filmveranstaltungen und bestreiten die gesamte Öffentlichkeitsarbeit.

2008 wird das KUKI für seine Arbeit mit dem Hessischen Kinokulturpreis ausgezeichnet. Im darauffolgenden Jahr würdigt Kulturstaatsminister Neumann die herausragende Programmgestaltung des KUKI mit dem Kinoprogrammpreis.

Die Spielstätte

Das Kulturkino (KUKI)  ist in der ehemalige  Synagoge in Schlüchtern untergebracht, einem neoromanischen Bau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Er dient seit Februar 1995 als Kulturhaus. Im gemütlichen Ambiente stehen mitunter auch Kabarett, Theater, Autorenlesungen, Jazzkonzerte auf dem Programm.

Volker Schlöndorff bezeichnete das KUKI-KINO als eines der schönsten Kinos in Hessen.

Im Kinosaal sind noch die Rundbögen der Deckenkonstruktion sichtbar. Der Kinosaal verfügt über komfortable Polstersitze, der Vorführraum ist mit einem modernen 35mm-Projektor mit Telleranlage, Dolby-Surround-Digitalton, einem lichtstarken 16mm-Projektor sowie einer digitalen E-Cinema-Kinoanlage ausgestattet, im Saal befindet sich eine freie Bühnenfläche und ein Konzertflügel für Live-Veranstaltungen sowie eine Bar für Süßwaren- und Getränkeverkauf. Für die Zukunft stehen die Konzeption und innovative Gestaltung einer zusätzlichen „Kino-Lounge“ im Erdgeschoss des Gebäudes sowie die Digitalisierung der Vorführtechnik entsprechend den Vorgaben der Filmwirtschaft auf dem Programm.

Die Stärke des Schlüchterner Kinos ist der Charme des Gebäudes mit Geschichte, die Alte Synagoge inmitten der Stadt, und das besondere Ambiente seines Raums, der mit seinen 115 Sitzplätzen im Kinoalltag genau die richtige Größe hat. Der meist gut ausgelastete Saal beflügelt die spürbare Sehnsucht nach Wärme, das Gemeinschaftserlebnis, das Zusammenrücken, um sich Kinogeschichten erzählen zu lassen. Dies ist weniger in den kalten, protzigen Multiplexen als in den kleineren Theatern mit Seele zu erleben.

Aktivitäten

Das Kino genießt in der gesamten Region breite Anerkennung. Es bietet ein eigenständiges Filmprogramm an, das sich deutlich vom üblichen Mainstream Kino unterscheidet. Präsentiert wird ein Kulturkinoprogramm, durchsetzt mit Kassenfüllern, gewürzt mit Retrospektiven und Themenreihen. Je nach finanziellen Möglichkeiten wird die eingebaute Bühne für Konzerte, Theater, Kabarett und Lesungen genutzt.

Organisationsstruktur

Wir sind ein Verein von rund 100 Mitgliedern, der von einem Vorstand von 5 Personen geleitet wird. Dieser gestaltet das Programm und leitet den Kinobetrieb. Er wird darin unterstützt von vier Filmvorführen, einer Halbtags-Bürokraft und rund 30 Bar- und Kassenleuten. Fakt ist, ohne die ganzen Helfer und Unterstützer und vor allem ohne den Ehrgeiz und das Interesse immer neuer junger Kinointeressierter wäre das KUKI-KINO heute nicht so wie es jetzt ist.

Kulturelles Selbstverständnis

Das KUKI-Kino fühlt sich Hilmar Hoffmanns Idee von „Kultur für alle“ verpflichtet. In dem Kino im 20.000 Einwohner-Ort Schlüchtern stellt das KUKI insgesamt die filmkulturelle Grundversorgung für den Ort und die Region sicher. 2/3 des Programms besteht aus anspruchsvollem Arthouse-Programm und hochwertigen Kinderfilmen, der Rest aus publikumsträchtigen Blockbuster-Filmen.

Schlüchtern ist eine Schulstadt mit 2 Gymnasien und beruflichen Schulen. Das Kino ist gut eingebunden in die regionale Infrastruktur, das gesamte Besucherspektrum wird angesprochen.

Motivation und Professionalität

Wir haben grosses Interesse an Kultur. Das Bedürfnis nach Kultur in der ländlichen Region verlangt Eigeninitiative. Kultur selber zu organisieren ist eine zusätzliche Qualität. Wir freuen uns am Ausblick auf andere und neue Welten. Zusätzlich motivieren uns die gesellschaftlichen Kontakte. Unsere unterschiedlichen Charaktere und Berufe bringen ein breites Ideenspektrum. Wir unterstützen uns und motivieren uns gegenseitig. In Diskussion entwickeln wir neue Ideen und Projekte.

Jede und jeder bringt seine professionellen Qualitäten und Talente ein: Organisationsbegabung, Buchhaltungs- und Finanz – Know how, Journalismus; dazu noch Verlässlichkeit, soziale Kompetenz, Flexibilität und Belastbarkeit.

Beharrlichkeit, langer Atem, Anerkennung

Wir haben gelernt Schwierigkeiten auszuhalten, mit Frust umzugehen und diese in neue Ideen umzuwandeln. So ist eine stabile Kulturgruppe entstanden. Die Anerkennung des Publikums und der Öffentlichkeit – nicht zuletzt die große Sympathie-Kampagne „ICH LIEBE DIESES KUKI“ der Bürgerinnen und Bürger der Region im Herbst 2009 – wirken anspornend und motivierend.